Ein produktives Gruppen-Brainstorming kann sich wirklich wie ein Sieg anfühlen: Das Team verlässt den Raum beschwingt in dem Gefühl, etwas erreicht zu haben, und freut sich auf die nächsten Schritte. Effektive Brainstorming-Techniken können helfen, dies zu erreichen. Schlägt eine Brainstorming-Sitzung jedoch fehl, z. B. weil sie unproduktiv und monoton war, kann sich das in Form von mangelnder Begeisterung auf das ganze Team auswirken.
Es gibt viele Gründe, warum ein Brainstorming fehlschlagen kann. Wir wollen im Folgenden auf die häufigsten Ursachen eingehen:
- Unausgewogene Gespräche. Extrovertierte Persönlichkeiten und Schnelldenker dominieren das Gespräch und lassen anderen Teammitgliedern keine Zeit, etwas beizutragen.
- Der Ankereffekt. Die Teilnehmer einigen sich auf die ersten Ideen, die in einem Brainstorming vorgebracht werden, wodurch neue Ideen im Keim erstickt und weitere Fortschritte verhindert werden.
- Betretenes Schweigen. Die mangelnde Vorbereitung der Teilnehmer führt zu einer Stunde betretenen Schweigens oder, noch schlimmer, zu einem Abbruch der Sitzung, der das kollektive Leiden beendet.
Die folgenden Brainstorming-Techniken helfen dir nicht nur, diese Probleme zu vermeiden, sie führen auch dazu, dass alle bei der Ideenfindung an einem Strang ziehen.
10 effektive Brainstorming-Techniken für dein Team
Brainstorming-Sitzungen bestehen in der Regel aus drei Schritten: Festhalten von Einfällen, Diskussion und Kritik, Auswahl. Die folgenden Strategien unterstützen dich und dein Team in allen drei Phasen.
1. Brainwriting
Bei dieser nonverbalen Brainstorming-Technik schreibt jeder drei Ideen auf, die sich auf das Thema des Brainstormings beziehen. Plane für diesen Vorgang etwa vier bis sechs Minuten ein. Dann gibt jeder seine Ideen an die Person zu seiner Rechten (oder Linken) weiter, die dann auf den Ideen aufbaut, indem sie Aufzählungspunkte oder kreative Strategien hinzufügt. Nach einigen Minuten reicht jeder seinen Zettel erneut weiter, solange bis dieser einmal die Runde gemacht hat. Danach bespricht die Gruppe die Ideen gemeinsam und wählt die vielversprechendsten aus.
Mit dieser Technik können zwei der größten Fallstricke beim Brainstorming – unausgewogene Gespräche und der Ankereffekt – vermieden werden, weil gewährleistet ist, dass jeder die Möglichkeit erhält, einen Beitrag zu leisten und keine der Ideen von vorneherein bevorzugt wird.
2. Schnelle Ideenfindung
Bei der schnellen Ideenfindung schreibt jeder so viele Ideen wie möglich in einem bestimmten Zeitraum auf. Erst danach werden diese konkretisiert, diskutiert oder kritisiert. Für diese Brainstorming-Technik musst du dir ein Zeitlimit setzen (und dich daran halten), da du sonst Gefahr läufst, den erforderlichen Handlungsdruck zu verlieren.
Diese Brainstorming-Übung kann hilfreich sein, um die allzu häufig auftretende Situation zu vermeiden, dass Ideen bereits wieder in der Versenkung verschwunden sind, bevor sie Zeit hatten, zu wachsen und sich zu entwickeln. Da alle ihre Ideen festhalten können, bevor Kritik daran geübt wird, kann bei der schnellen Ideenfindung das vorzeitige Aussondern von Ideen vermieden werden. Durch den auferlegten Zeitdruck wird darüber hinaus verhindert, dass die Teilnehmer sich ihre eigenen Ideen ausreden, bevor sie sie in der Gruppe vorstellen – ein beim Brainstorming häufig zu beobachtendes Phänomen.
3. Figure Storming
Beim Figure Storming wählt die Gruppe eine bekannte Figur aus, die nicht im Raum ist, das kann z. B. ein Vorgesetzter, eine fiktive Figur oder eine bekannte Person des öffentlichen Lebens sein, und diskutiert, wie diese Person das Problem angehen oder über die Idee denken würde. Du könntest beispielsweise fragen: Wie würde Angela Merkel dieses Problem angehen? Das mag sich vielleicht albern anhören, aber sich in jemand anderen hinein zu versetzen, kann dir und deinem Team dabei helfen, das Problem auf eine andere Art anzugehen.
Arbeitskollegen schämen sich manchmal oder zögern, ihre kreativen Ideen vorzubringen, aber wenn der Name einer anderen Person mit den Ideen verbunden ist, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie sich äußern. Diese Brainstorming-Technik beseitigt außerdem einige der verbreiteten Barrieren für kreatives Denken, z. B. Einschränkungen bei Budget und Zeit.
4. Eidetische Bildmethode
Diese auf Visualisierungen basierende Methode, die von der Autorin und Psychologin Jacqueline Sussman empfohlen wird, verwendet lebhafte Bilder, die im Verlauf unseres Lebens in unserem Gedächtnis gespeichert werden. Beginne mit der Festlegung der Intention: Lasse die Gruppe die Augen schließen und eine klare Intention für das festlegen, was erstellt werden soll – z. B. ein innovatives Smartphone. Jede Person in der Gruppe nimmt sich bewusst vor, ein Smartphone-Entwurf vorzulegen, der so vorher noch nicht dagewesen ist.
Nachdem diese Vorsätze gefasst wurden, schließen alle wieder die Augen und holen das erste eidetische Bild hervor: das aktuelle Smartphone-Design des Unternehmens. Sobald alle in der Gruppe dieses Bild vor ihrem geistigen Auge haben, könnt ihr damit beginnen, auf diesem Design aufzubauen. Bitte die Teilnehmer, sich das aktuelle Design in der jeweiligen Lieblingsfarbe oder Idealgröße vorzustellen. Bitte sie, Funktionen hinzuzufügen, die sie sich schon für das aktuelle Design gewünscht hätten. Dies kann z. B. eine bessere Kamera oder ein größeres Display sein. Nachdem alle ihr Bild des idealen Telefondesigns im Kopf haben, bitte ein beliebiges Teammitglied zu berichten, wie genau seine oder ihre verbesserte Version aussieht. Im Anschluss wird die Idee festgehalten. Bitte jetzt alle, sich die neue Version des Smartphones vorzustellen. Diese kann dann um zusätzliche Ideen und Vorschläge erweitert werden. Letztendlich könnten dabei Hunderte neuer konkreter Ideen entstehen – von neuen Farben über neue Features bis hin zu einem neuen Formfaktor.
Diese Methode funktioniert am besten, wenn es nicht darum geht, das Rad neu zu erfinden, sondern es zu verbessern. Obwohl die Kosten hierbei keine vorrangige Rolle spielen, sollten die Ideen im Bereich des Möglichen bleiben.
5. Online-Brainstorming bzw. Brain-Netting
Für diese Brainstorming-Technik für Gruppen benötigst du lediglich einen zentralen Ort, an dem die Teammitglieder ihre Ideen aufschreiben können. Wenn sich alle deine Mitarbeiter in der gleichen Zeitzone befinden, kannst du über Slack Brainstormings in Echtzeit abhalten, um gemeinsam Ideen zu entwickeln. Ist dein Team geografisch verteilt, kannst du ein ständiges Google-Dokument einrichten, in dem die Teammitglieder ihre Ideen spontan festhalten können – trotz voller Terminkalender oder unterschiedlicher Zeitzonen. Für Teams aus derselben Stadt besteht eine Möglichkeit darin, WeWork On Demand oder WeWork All Access zu nutzen, um einen Konferenzraum oder einen Gemeinschaftsraum für ein gemeinsames Brainstorming zu buchen.
Nachdem alle ihre Ideen aufgezeichnet haben, ist es wichtig zu entscheiden, welche Ideen verfolgt werden sollen. Daher ist diese Methode am besten für die Erfassung von Ideen mit anschließenden Meetings für Kritik, Planung und Umsetzung geeignet.
Diese Technik ermutigt Remote-Mitarbeiter zur Teilnahme und sorgt für gleiche Ausgangsvoraussetzung für alle. Du kannst die Identität aller Beteiligten außerdem anonym halten, wenn dies dazu beiträgt, dass das Team freier beiträgt.
6. Round-Robin-Brainstorming
Bei einem Round-Robin-Brainstorming leisten alle Teilnehmer einen Beitrag zum Brainstorming. Die erste Regel besagt, dass eine Idee die Gruppe mindestens einmal durchlaufen haben muss, bevor jemand eine zweite Idee beisteuern oder eine der Ideen kritisieren, ausarbeiten oder diskutieren darf. Die zweite Regel besagt, dass niemand sich mit „Jemand Anderes hat meine Idee bereits genannt“ herausreden darf. Der Teilnehmer kann sich zum Schluss noch einmal melden, wenn er oder sie mehr Zeit zum Nachdenken hatte. Es kann sich als hilfreich erweisen, dem Team vor dem Brainstorming-Treffen etwas Zeit zur Vorbereitung von Ideen zu geben.
Wie bei der schnellen Ideenfindung werden auch bei dieser Technik alle zur Teilnahme ermutigt (bzw. gezwungen) und können ihre Ideen vorstellen, bevor zur Kritikphase übergegangen wird.
7. Stufenleitertechnik
Die Stufenleitertechnik ist zwar etwas kompliziert, aber eine großartige Methode, um sicherzustellen, dass die Gruppe nicht zu stark von den ersten Ideen oder von den lautstärksten Leuten im Raum beeinflusst wird.
Bei der Stufenleitertechnik stellt ein Gruppenleiter zunächst das Brainstorming-Thema vor. Danach verlassen alle bis auf zwei Personen den Raum. Die beiden brainstormen ein paar Minuten lang zusammen, bevor eine dritte Person in den Raum zurückkommt. Die dritte Person stellt einige ihrer eigenen Ideen vor, bevor sie zu den Ideen Stellung nimmt, die die ersten beiden diskutiert haben. Die anderen kehren nacheinander in den Raum zurück und stellen ihre Ideen vor, bevor sie die anderen Ideen, die diskutiert wurden, kennenlernen. Außerhalb des Raums können die anderen Teamkollegen entweder das Brainstorming fortsetzen und Ideen aufschreiben oder zur Einzelarbeit zurückkehren. Sie sollten jedoch ihre Ideen mit niemandem besprechen, bis sie wieder im Raum sind.
Wenn die Gruppe zu groß ist, solltest du dich für eine einfachere Technik entscheiden, da die Stufenleitertechnik einige Zeit in Anspruch nimmt.
8. Mindmapping
Manchmal ist die erste Idee, die in der Gruppe vorgestellt wird, nicht geeignet, führt aber meist zu drei besseren Ideen – und hier kommt Mindmapping ins Spiel. Bei dieser Technik beginnt die Gruppe mit einer Idee und zeichnet dann Linien ein, um untergeordnete Ideen mit der Ausgangsidee zu verbinden. Die Mindmap ist eine visuelle Möglichkeit, Brainstormings anzugehen und ist insbesondere für visuell denkende Menschen hilfreich.
9. Starbursting
Starbursting ist eine nachgelagerte Brainstorming-Technik, die eingesetzt werden kann, wenn eine Gruppe bereits eine Idee ausgewählt hat, die sie weiter ausarbeiten und möglicherweise umsetzen möchte.
In einer Starburst-Sitzung beginnt das Team mit einer zentralen Idee oder Herausforderung und erstellt dann einen sechszackigen Stern um diese herum. Jeder Punkt steht für eine Frage: wer, was, wann, wo, warum und wie. Zum Beispiel: An wen richtet sich dieses Produkt? Wann wäre ein guter Zeitpunkt für die Einführung? Was ist unsere Motivation für die Entwicklung dieses Produkts?
Da es sich auf Fragen und nicht auf Antworten konzentriert, ermutigt Starbursting die Gruppe, eine Idee von allen Seiten zu betrachten. Eine Idee auf diese Weise zu präsentieren, hat darüber hinaus den Vorteil, dass der oder die Ideengeberin, sie nicht verteidigen oder allein an ihrer Umsetzung arbeiten muss. Das Team arbeitet stattdessen gemeinsam an der Lösung.
10. Tapetenwechsel
Das Brainstorming nach draußen zu verlegen, z. B. an einen Ort für ein zwangloses Mittagessen oder einfach nur in ein anderes Stockwerk, kann helfen, die kreativen Säfte zum Fließen zu bringen. Der Raum, in dem wir uns aufhalten, hat großen Einfluss darauf, wie Mitarbeiter arbeiten, denken und sich fühlen. Wenn ein Team ständig in derselben Besetzung und im selben Raum brainstormt, können Abwechselung und Inspiration leicht auf der Strecke bleiben. Selbst wenn es nur für eine kurze Zeit ist, kann die Abwechselung, die durch einen neuen Raum entsteht, dazu beitragen, anders zu denken und neue Ideen zu entwickeln.
Fünf Tipps zur Durchführung effektiver Team-Brainstorming-Sitzungen
Egal, welche Technik du verwendest, diese Tipps können dir helfen, deine Brainstorming-Sitzungen optimal zu nutzen:
- Zeit zur Vorbereitung geben. Spontane Kreativität lässt sich nur schwer garantieren, plane also Vorbereitungszeit ein. Informiere dein Team so früh wie möglich über das Thema oder das Problem, das es zu lösen gilt, damit dem Team ausreichend Zeit bleibt, eigene Ideen zu entwickeln. So früh wie möglich bedeutet mindestens einen ganzen Tag vor dem Brainstorming, besser sogar zwei – zehn Minuten vor dem Meeting reichen tatsächlich nicht aus, um die kreativen Säfte zum Fließen zu bringen.
- Eine klare Absicht vorgeben. Bist du auf der Suche nach kurzfristig realisierbaren Ideen oder denkst du eher an etwas Bahnbrechendes, das so noch nie versucht worden ist? Das gewünschte Ergebnis sollte vor dem Beginn der Besprechung allen Beteiligten klar sein.
- Neue Leute einladen. Wenn das gleiche Team jede Woche oder jeden Monat zusammenkommt, geht häufig die Kreativität verloren und die Gruppe einigt sich auf die wenigen, immer gleichen Ideen. Eine unverbrauchte Perspektive zu ermöglichen, bringt die Dinge wieder in Bewegung. Du solltest also Leute mit verschiedenen Hintergründen und aus unterschiedlichen Teams einladen.
- Eine integrative, unterstützende Umgebung fördern. „Es gibt keine schlechten Ideen“ ist bei Brainstormings zu einem Klischee geworden, aber wenn eine Idee zu schnell verworfen wird, dann haben die Ideengeber wahrscheinlich weniger Selbstvertrauen, sich beim nächsten Mal zu melden.
- Den Anschluss nicht verlieren. Ein Brainstorming soll neue Ideen, Lösungen, Produkte usw. fördern und unterstützen, muss aber durch Anschlussmaßnahmen begleitet werden, um diese Ideen zum Leben zu erwecken. Plane ausreichend Zeit ein, um eure Ideen einzugrenzen und einige davon systematisch weiterzuverfolgen.
Vorteile des Team-Brainstormings
Traditionell dienen Brainstorming-Technik dazu, neue Ideen zu finden und zu entwickeln. Richtig angewandt gehen ihre Vorteile jedoch weit über die Ideenfindung hinaus.
1. Stärkung der Gruppenmoral
Brainstorming in der Gruppe steigert die Gruppenmoral, da das Team in einer kreativen und unterstützenden Umgebung auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet. Bei persönlichen Brainstormings kommen die Mitglieder deines Teams außerdem unmittelbar miteinander in Kontakt, was für die Teambindung wichtig ist. Dies gelingt umso besser, wenn die Kritik während der Ideenfindungsphase des Brainstormings zurückgehalten wird.
2. Förderung von kreativem Denken
Oft hasten wir von Aufgabe zu Aufgabe durch unseren Arbeitstag, ohne einen Moment zum Atmen zu haben, selbst wenn wir in einem kreativen Bereich arbeiten. Daher ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, damit unsere Ideen ohne Ablenkung frei fließen können und unsere kreativen Muskeln in Form bleiben. Außerdem kann dies dazu beitragen, dass deine Mitarbeitern sich weniger isoliert fühlen und tatsächlich produktiver werden, wenn sie zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels gemeinsam an einem Strang ziehen.
Bei traditionellen Meetings wird von den Teilnehmern erwartet, dass sie sich vorbereiten und die Antworten auf Fragen parat haben. Bei Brainstormings ist der Leistungsdruck geringer und es können auch unausgereifte Ideen eingebracht werden, die noch nicht vollständig durchdacht sind. Diese Ideen lösen häufig neue Ideen von anderen Teilnehmern aus, die sich dann gegenseitig befruchten (siehe: Mind Mapping).
3. Kombination unterschiedlicher Ideen
Das Ganze ist besser als die Summe seiner Teile: Ein Gruppen-Brainstorming kann zu besseren Ergebnissen als ein Einzel-Brainstorming führen, da alle Beteiligten ihre eigenen Stärken und Perspektiven einbringen.
4. Generierung einer Vielzahl von Ideen
Die schiere Anzahl der Ideen, die in einem Gruppen-Brainstorming entstehen, spricht für seine Effektivität. Natürlich sind nicht immer alle davon verwertbar, aber meist bleibt eine Handvoll übrig, die es wert sind, weiterverfolgt zu werden. Deshalb ist es wichtig, jedes Brainstorming mit einer Planungssitzung abzuschließen, damit diese Ideen dann auch wirklich umgesetzt werden.
Die vorgestellten Brainstorming-Techniken sollen dir helfen, deine Brainstorming-Sitzungen möglichst effizient zu gestalten. Solltest du einen zusätzlichen Schub an kreativer Energie benötigen, kannst du dich und dein Team von diesen Zitaten inspirieren lassen.
Die Raumlösungen von WeWork, darunter WeWork On Demand, WeWork All Access und eigene Bereiche, helfen Unternehmen jeder Größe, ihre größten Herausforderungen zu lösen.
Jenna Wilson war Senior Associate im Social Media Team bei WeWork und Autorin für Ideas by We. Sie schreibt über Wirkkraft, Nachhaltigkeit und die Mitarbeiter von WeWork rund um den Globus.