Oftmals wird „Innovation“ mit Unternehmenswachstum gleichgesetzt, und viele traditionelle Unternehmen entdecken die Idee des Innovation Labs für sich. In eigens gegründeten Ablegern werden neue Ideen, Produkte und Dienstleistungen erforscht. Großunternehmen aus allen Branchen, darunter Walmart, Citibank, H&M und Starbucks, unterhalten Innovation Labs, um neue Produkte rascher zur Marktreife zu bringen, Markttrends zu verstehen und Lösungen für Kunden zu entwickeln.
Dem Beispiel der Giganten der Branche folgen die anderen Unternehmen. Laut einer Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) haben sich im Jahr 2018 75 Prozent der Unternehmen, die sich selbst als starke Innovatoren bezeichnen, mit Inkubatoren zusammengetan – 2015 waren es erst 59 Prozent. Nachfolgend erklären wir, wie Innovation Labs definiert sind und wie sie funktionieren.
Was ist ein Innovation Lab?
Innovation Labs – auch als Hubs, Inkubatoren ( English ) oder Beschleuniger bezeichnet – sind Geschäftsbereiche, die die Methoden agiler Start-ups ( English ) nutzen, um neue Ideen zu entwickeln, die für das Unternehmen entweder disruptiven oder komplementären Einfluss nehmen. Kreative Prozesse wie Brainstorming und Design Thinking ( English ) tragen zur Ideenfindung und Entwicklung neuer Innovationen bei.
Es gibt viele verschiedene Arten von Innovation Labs. Sie können vollständig losgelöst vom Mutterunternehmen betrieben oder intern eingerichtet und mit eigenem Personal besetzt werden. Es kann sich auch um Initiativen handeln, ( English ) die für interne Mitarbeiter ins Leben gerufen wurden, um Ideen zu sammeln. Einige, wie die WeWork Labs, sind externe Anbieter, die sich mit Unternehmen zusammenschließen, die den Schulterschluss mit Startups suchen oder Programme für Mitarbeiter auflegen möchten.
Unternehmen können auch den Wissensschatz von hochrangigen Experten auf dem Gebiet nutzen, z. B. an den Universitäten. 81 Prozent der Unternehmen vereinbarten laut BCG Partnerschaften mit Universitätsinstituten, und 83 Prozent mit anderen Unternehmen; im Jahr 2015 lag der Anteil noch bei 60 bzw. 65 Prozent.
Was macht ein Innovation Lab?
Ein Innovation Lab ist damit betraut, neue Ideen zu entwickeln, auszuführen und solange zu verfeinern, bis sie vollständig ausgereift oder in das Unternehmen integriert sind. Die Lab-Teams schöpfen aus funktionsübergreifendem Fachwissen und arbeiten gemeinsam daran, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, in der Regel für die Muttergesellschaft. Das Innovation Lab kann auch Marktforschung betreiben oder potenzielle Störfaktoren in der Branche beobachten. Oft handelt es sich um eine Mischung aus beidem. Eine Bank kann ihr Innovation Lab nutzen, um eine bedienerfreundliche Smartphone-App für ihre Kunden zu entwickeln. Ein Telekommunikationsunternehmen würde hingegen das Lab nutzen, um verschiedene Arten von Kundenservicetechnologien zu entwickeln und zu testen.
Das Lab wird üblicherweise vom Mutterunternehmen abgetrennt, da es sich bewährt hat, außerhalb der gewohnten Umgebung des Unternehmens zu denken. Unternehmen müssen erkennen, dass der Weg zu neuartigen Lösungen ( English ) fernab der üblichen, möglicherweise bürokratisch geprägten Pfade liegt. Allein die Tatsache, dass die Mitarbeiter des Innovation Labs andere Räumlichkeiten nutzen als das Personal für das Kerngeschäft, fördert nachweislich die Ideenfindung.
Warum sind Innovation Labs wichtig?
Die Einrichtung eines Innovation Labs setzt für Mitarbeiter und potenzielle Mitarbeiter das Signal, dass das Unternehmen in die Zukunft blickt. Dies trägt dazu bei, Talente anzuziehen und zu binden, insbesondere jüngere Mitarbeiter, die sich für zukunftsorientierte, rasch entwickelnde Unternehmen interessieren.
Innovation im Geschäft ist wichtig ( English ), da sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einhergeht, dass ein Unternehmen wächst, seinen Umsatz steigert und besser vor Konkurrenz und Disruption geschützt ist. Dieses hochgesteckte Ziel lässt sich nur schwer umsetzen, gerade für große Unternehmen, die seit vielen Jahren auf die gleiche Weise tätig sind. Innovation Labs eröffnen Unternehmen die Möglichkeit einer belebenden Neuausrichtung – und dies ist wohl einer der Gründe, warum es zunehmend mehr werden.
Zwei Beispiele für erfolgreiche Innovation Labs
In einem Innovation Lab haben die Räumlichkeiten einen großen Einfluss darauf, wie motiviert ( English ), kreativ und enthusiastisch ihre Mitarbeiter sind. Wir stellen zwei Innovation Labs vor, die ihre neuen Büros erfolgreich genutzt haben, um Innovationen in Gang zu bringen:
Solaris Labs, Liberty Mutual, Boston
Liberty Mutual eröffnete das Innovationshub Solaris Labs in einem WeWork-Gebäude in Boston. Die Mission des Labs ist, neue Produkte basierend auf Kundenforschung und aufkommenden Trends zu entwickeln und zu testen. Solaris Labs agiert dabei wie ein Start-up, das mit Universitäten Partnerschaften für die relevante Forschung eingeht, Beschleuniger sponsert, die Start-ups auf den Weg bringen, und sich mit Start-ups in der Region Boston vernetzt.
Die räumliche Trennung vom Hauptsitz von Liberty Mutual in Boston ist von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, neuen Ideen auf die Sprünge zu helfen, so Adam L’Italien, Director of Innovation bei Liberty Mutual.
„Der Wegzug aus der Zentrale gab uns die Chance, anders zu denken und zu arbeiten,“ verriet L’Italien dem Boston Globe.
Einen großen Anreiz, das Lab in einem WeWork-Gebäude anzusiedeln, war die dort herrschende kollaborative und dynamische Atmosphäre. Mitarbeitern und potenziellen Mitarbeitern, die die Marke Liberty Mutual möglicherweise mit einem herkömmlichen Arbeitsplatz verbinden, zeigte dies, dass diese spezielle Einheit ein dynamisches, zukunftsorientiertes Unternehmen ist.
„Wir sind zu einem Zubringer von Talenten für das restliche Unternehmen geworden,“ sagte L’Italien gegenüber The Atlantic. „Wir können den Leuten zeigen, dass wir in Bereichen arbeiten, die über das hinausgehen, was man gemeinhin mit Liberty und Versicherungsprodukten verbindet.“
SC Ventures, Standard Chartered Bank, Hongkong
Mit dem Entschluss der Standard Chartered Bank, ihr Innovation Lab SC Ventures zu gründen, stand fest, dass helle, offene Räumlichkeiten gebraucht wurden, um die Innovationskraft, Kreativität und Zusammenarbeit zu ermöglichen, die das Lab fördern sollte. Das in Hongkong ansässige Unternehmen wandte sich an WeWork, um die neunte Etage des Standard Chartered Tower in einen völlig neuen Raum namens eXellerator Lab umzugestalten.
Nach einer umfassenden Renovierung beherbergt das Lab nun viele Arten von flexiblen Besprechungs- und Schulungsräumen sowie eine große offene Fläche, die für verschiedene Veranstaltungen und Workshops nutzbar ist. Es wurden viele Gestaltungselemente aufgenommen, die speziell auf die Lokalität und die Marke zugeschnitten sind, darunter Tapeten mit Motiven wie Tickets der Straßenbahn und der Hochhäuser in Hongkong, und Kunstwerke in den Bankfarben. „Unsere nagelneuen Räume in Hongkong wurden mit dem Ziel entwickelt, eine völlig neue Umgebung zu bieten,“ erklärte Alex Manson, Global Head von SC Ventures. „Hier werden Ideen, Kompetenzen und, was am wichtigsten ist, Menschen, also Kunden, Fin-Tech-Unternehmer und Kollegen aus der Bank, zusammengebracht, um den Weg für Innovationen zu ebnen.“
Das Lab hat sich zu einer lebendigen Community und Treffpunkt von Kunden und Industriepartnern entwickelt und leistet so bereits einen Beitrag zum Kerngeschäft der Bank. Ideen aus dem eXellerator Lab gaben den Anstoß für eine Erneuerung der Call Center, den Aufbau eines Web-Chatbots und eine Neuentwicklung der Mobilgeräte-App.
Zu vermeidende Fehler bei der Gründung eines Innovation Labs
Für Innovation Labs, denen klare Ziele oder Roadmaps fehlen, tut sich mitunter eine Falle auf, die als Innovationstheater bezeichnet wird. Es findet statt, wenn ein Unternehmen ein Innovation Lab gründet, um die Tatsache zu vermarkten, dass es eines hat, ohne sich die Zeit zu nehmen, spezifische Ziele festzulegen, die es erfolgreich machen würden.
Vor Gründung eines Innovation Labs sollten sich Unternehmen die folgenden Fragen stellen:
- Welche Zielsetzung verfolgt das Lab? Sollen Umsätze gesteigert werden? Geht es darum, mögliche Störfaktoren zu erkennen? Werden entsprechende Start-ups einbezogen oder eingekauft? Oder sollen neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden?
- In welchem Verhältnis steht das Lab zur Muttergesellschaft?
- Woher kommen die Lab-Mitarbeiter? Wer soll Programm-Manager sein?
- Welche drei wichtigsten Herausforderungen versucht das Lab zu lösen?
- Wie werden Leistungen gemessen und beurteilt?
- Wie können die entwickelten Ideen in das Gesamtunternehmen integriert werden?
- Was kostet uns das Innovation Lab?
- Haben wir das Know-how zur Programmierung der Abläufe im Innovation Lab? Falls nein, wer könnte unser Partner für die Programmierung sein?
Man sollte dabei stets bedenken, dass nicht jede Innovation in der Geschäftswelt darin bestehen muss, mit einer noch nie dagewesenen, bahnbrechenden Idee aufzuwarten. Oftmals entstehen Innovationen beim Versuch eines Unternehmens, einen vorhandenen Geschäftsprozess zu verbessern.
Mit umsetzbaren Zielen und inspirierenden Büroräumen sind Innovation Labs angemessen für den Erfolg gerüstet. Ihre Verbreitung in den letzten Jahren beweist, dass sie rasch zu einem unverzichtbaren Bestandteil von Unternehmen jeder Größe geworden sind.
Dieser ursprünglich am 11. Oktober 2019 veröffentlichte Beitrag wird von unserer Redaktion laufend aktualisiert.
Noushka Green ist Senior Business Development Manager bei WeWork Labs, die die größten Unternehmen der Welt mit einer globalen Community von Start-ups verbinden. Sie verfügt über mehr als sieben Jahre Erfahrung im Bereich Enterprise Sales und Partnerschaften. Vor ihrer Tätigkeit bei WeWork arbeitete Green bei Merrill Lynch im Bereich privates Vermögensmanagement, das Einzelpersonen und Familien bei der Immobilienplanung, Pensionsplanung und Anlagestrategie unterstützt.