Trotz der Technologie, die es vielen von uns ermöglicht, fast überall zu arbeiten, hat sich die vorherrschende Arbeitsweise im Büro seit den Tagen von Mad Men kaum verändert – zumindest bis März 2020. Nach eineinhalb Jahren Telearbeit beschäftigen sich sowohl Arbeitnehmer*innen als auch Unternehmensleiter*innen mit der Frage, wie die Zukunft der Arbeitswelt aussehen soll. Fast alle sind sich einig, dass das Modell der Fünf-Tage-Woche im Büro vorbei ist. Das war es dann aber auch schon mit der Übereinstimmung.
Im Großen und Ganzen bedeutet hybrides Arbeiten, dass man Teile der Teiearbeit mit der Arbeit im Büro kombiniert. Führungskräfte und Angestellte sind sich jedoch uneinig darüber, an wie vielen Tagen die Beschäftigten ins Büro kommen und wie strikt die Anwesenheitspflicht sein sollte. Nahezu jede denkbare Arbeitskonfiguration steht zur Auswahl. Unternehmen entwickeln Pläne mit unterschiedlichen Flexibilitätsgraden und Maßnahmen, um die Rückkehr ins Büro zu erleichtern. Da jedoch mehr Arbeitnehmer*innen als je zuvor neue Möglichkeiten in Betracht ziehen, steht viel auf dem Spiel, um die Rückkehrpläne richtig zu gestalten.
Hier ist ein Überblick über die Wünsche von Mitarbeiter*innen und Führungskräften, über gängige Hybrid-Optionen und darüber, was einige große Unternehmen bereits ausprobieren.
Was die Beschäftigten wollen
Viele Angestellte haben damit gekämpft, die Anforderungen von Leben und Arbeit während der Pandemie unter einen Hut zu bringen. In einer Umfrage vom Januar 2021 unter mehr als 30.000 Vollzeitbeschäftigten in 31 Ländern stellte Microsoft fest, dass 54 Prozent der Befragten angaben, sich überlastet zu fühlen. Und 49 Prozent der Befragten gaben an, sich zumindest etwas ausgebrannt zu fühlen, in einer ähnlichen Umfrage von McKinsey unter mehr als 5.000 globalen Arbeitnehmer*innen im Januar 2021.
Obwohl die Arbeit Im Homeoffice gewisse Herausforderungen mit sich bringt, schätzen die meisten Mitarbeiter*innen die Flexibilität, die sie bietet und sagen, dass sie es vorziehen, nicht Vollzeit ins Büro zurückzukehren. McKinsey fand heraus, dass mehr als 50 Prozent der Angestellten sagten, dass sie weiterhin mindestens drei Tage pro Woche remote arbeiten wollen, wenn sie ins Büro zurückkehren; 31 Prozent sagten, sie würden es vorziehen, überhaupt nicht zurückzukehren.
Die Bedeutung von Flexibilität kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: 51 Prozent der Befragten gaben an, dass die Work-Life-Balance in Zukunft höchste Priorität haben wird, sogar noch vor einer besseren Vergütung. Und in einer von Deloitte durchgeführten Umfrage unter 9.000 Arbeitnehmer*innen weltweit im Jahr 2021 sagten ganze 80 Prozent der Menschen, dass die Fokussierung auf das Wohlbefinden entscheidend sei.
Eine Studie von Workplace Intelligence und WeWork bestätigt diesen Wunsch nach Kontrolle über die Arbeitszeiten und den Fokus auf die Work-Life-Balance. 95 Prozent der Befragten gaben an, dass sie selbst bestimmen wollen, wann, wo und wie sie arbeiten, und 62 Prozent nannten die Work-Life-Balance als den größten Vorteil eines hybriden Arbeitsmodells.
Es wird deutlich, dass die meisten Angestellten, wenn sie sich hybride Arbeitsformen vorstellen, mindestens drei Tage in der Woche remote arbeiten wollen, wobei der Schwerpunkt auf Flexibilität und Wohlbefinden liegt. Und obwohl nicht ganz so oft über sie berichtet wird, gibt es eine Reihe von Angestellten, die darauf brennen, so schnell wie möglich wieder ins Büro zu kommen. Es steht viel auf dem Spiel und zumindest im Moment lassen sich die Beschäftigten nicht umstimmen.
Was die Arbeitgeber*innen wollen
Während die Führungskräfte anerkennen, dass die Zukunft der Arbeitswelt hybrid ist, unterscheiden sich ihre Vorstellungen davon, wie diese aussehen soll, oft von den Wünschen der Mitarbeiter*innen, was zu einer zunehmenden Uneinigkeit zwischen den beiden Gruppen führt. Führungskräfte haben die schwierige Aufgabe, einen Kompromiss zwischen der Forderung nach mehr Remote-Optionen und der Aufrechterhaltung der Unternehmenskultur und der Zusammenarbeit zu finden. Sie sind sich bewusst, dass sich die Freiheit, aus der Ferne zu arbeiten, positiv auf das Wohlbefinden auswirkt, befürchten aber, dass dies auch seinen Preis haben kann.
In einer PwC-Umfrage vom Dezember 2020 unter 1.200 Büroangestellten aller Ebenen in den USA gaben 68 Prozent der Führungskräfte an, dass sie der Meinung sind, dass die Angestellten mindestens drei Tage pro Woche im Büro sein müssen, um eine starke Unternehmenskultur zu bewahren. Weitere Daten aus der Umfrage belegen den Wert der Arbeit im Büro: 34 Prozent der weniger erfahrenen Angestellten und 23 Prozent derjenigen mit mehr als fünf Jahren Erfahrung gaben an, dass sie sich bei der Remote-Arbeit weniger produktiv fühlen.
Die Arbeitgeber*innen bevorzugen in der Regel ein Mischmodell mit mehr Arbeitstagen im Büro. In einer im Mai 2021 durchgeführten Umfrage unter mehr als 500 Führungskräften stellte McKinsey fest, dass mehr als drei Viertel der Befragten davon ausgingen, dass ihre Angestellten nach der Pandemie mehr als drei Tage pro Woche im Büro sein würden, 52 Prozent erwarteten, dass sie vier oder mehr Tage pro Woche im Büro sein würden, und nur 12 Prozent sagten, dass sie zwei Tage oder weniger im Büro sein würden. Die Ergebnisse stehen im krassen Gegensatz zur allgemeinen Präferenz der Arbeitnehmer*innen von mindestens drei Tagen Remote-Arbeit pro Woche.
Mögliche Hybridmodelle
Was bedeutet das alles für das von allen angestrebte Hybridmodell? Wie könnten einige Modelle konkret aussehen? Hier sind vier der gängigsten Hybridmodelle, die Unternehmen einsetzen.
Verschiedene Remote-Optionen, mit einer großen Firmenzentrale
Dieses Modell bietet den Angestellten die Flexibilität, ein bis drei Tage in der Woche aus der Ferne zu arbeiten, wobei die Immobilien eines traditionellen Hauptsitzes beibehalten werden können, die bereits vor der Pandemie zur Verfügung standen. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Angestellten es vorziehen, mindestens drei Tage aus der Ferne zu arbeiten, könnte diese Option die Mitarbeiterbindung erschweren.
Verschiedene Remote-Optionen, mit mehreren Büro-Hubs
Ähnlich wie oben beschrieben, bietet diese Option ein bis drei Tage Remote-Arbeit, aber anstatt sich in einem großen zentralen Büro zu melden, könnten die Angestellten ihre Büroarbeit in einer Reihe kleinerer regionaler Hubs ( English ) erledigen. Dieses Modell ermöglicht es, die Büros näher an die Mitarbeiter*innen heranzubringen, was das Pendeln erleichtert und einen größeren Pool an verfügbaren Talenten schafft.
Überwiegend Remote-Arbeit mit flexiblen Arbeitsbereichoptionen
Bei diesem Modell steht es den Beschäftigten frei, bis zu fünf Tage in der Woche aus der Ferne zu arbeiten. Anstatt zugewiesene Schreibtische oder Büroräume zur Verfügung zu stellen, bietet ein Unternehmen flexible Räumlichkeiten mit Hot Desks und Besprechungsräumen an ausgewählten Standorten für Zusammenarbeit und konzentrierte Büroarbeit.
Vollständige Remote-Arbeit, kein Büro
Das radikalste Modell sieht vor, dass das Büro ganz aufgegeben wird und stattdessen die Belegschaft vollständig remote arbeitet. Zu den Vorteilen dieses Modells gehören die Möglichkeit, Mitarbeiter*innen unabhängig von ihrem Wohnort einzustellen, sowie die Einsparung von Immobilienkosten. Dieses Modell hat zwar seine Vorteile, aber viele Mitarbeiter*innen sagen, dass sie gerne die Möglichkeit hätten, in einem Büro zusammenzukommen, um gemeinsam zu arbeiten und Sozialkontakte zu pflegen.
Unternehmen testen das Drei-Tage-Büromodell
Während die Delta-Variante von COVID-19 einige Pläne zur Rückkehr ins Büro ins Stocken gebracht hat, erforschen Unternehmen aktiv verschiedene Hybridmodelle für ihre Belegschaften, während Führungskräfte auf die sich schnell ändernden Umstände reagieren.
Im Mai kündigte Google seine Pläne an, seine 135.000 Mitarbeiter*innen weltweit an drei Tagen in der Woche ins Büro zu bringen und ihnen die flexible Möglichkeit zu geben, zwei Tage dort zu arbeiten, „wo sie am besten arbeiten“. Diese Rückkehrpläne wurden auf mindestens Mitte Oktober verschoben. Citigroup kündigte im März einen ähnlichen Rückkehrplan an, änderte diesen aber kürzlich auf zwei Tage pro Woche im Büro.
Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich diese Rückkehrmodelle sein werden. Wie die New York Times berichtet, haben 10.000 Google-Mitarbeiter*innen beantragt, aus der Ferne zu arbeiten oder den Standort zu wechseln. Aber mögliche Gehaltskürzungen von 10 Prozent oder mehr für Vollzeit-Fernangestellte, je nachdem, wo sie wohnen, haben viele Mitarbeiter*innen verärgert, die das Gefühl haben, dass ihnen keine faire Wahl gelassen wird. Auch andere Technologieunternehmen, darunter Twitter und Facebook, haben Berichten zufolge Gehaltskürzungen für Angestellte vorgenommen, die an weniger teure Standorte als die San Francisco Bay Area ziehen, wo sich ihre Zentralen befinden.
Einige Unternehmen gehen noch weiter, um ihren Mitarbeiter*innen mehr Flexibilität zu bieten. Im Juni 2020 kündigte Slack an, dass alle Angestellten dauerhaft aus der Ferne arbeiten dürfen. Die Liste der Technologieunternehmen, die ein ähnliches Modell der Remote-Arbeit verfolgen, wird immer länger.
Während diese Unternehmen die Arbeit aus der Ferne begrüßen, erkennen die meisten die eindeutigen Vorteile, wenn sie ihren Angestellten Büroräume zur Verfügung stellen und es ihnen überlassen, wann und wo sie arbeiten. Sowohl Slack als auch Dropbox stellen ihren Mitarbeiter*innen eine WeWork-All-Access-Mitgliedschaft zur Verfügung, die den Zugang zu Hunderten von WeWork-Standorten in Städten weltweit ermöglicht. So können die Angestellten dort leben und arbeiten, wo es für sie am besten ist, und erhalten ein Höchstmaß an Flexibilität, ohne auf die Vorteile von Arbeits- und Kollaborationsbereichen verzichten zu müssen.
Was bedeutet das für die Zukunft der Arbeitswelt?
Die Konsequenzen, die sich ergeben, wenn man seinen Mitarbeiter*innen nicht zuhört, können gravierend sein. In einer von Morning Consult im Mai 2021 durchgeführten Umfrage gaben 39 Prozent der 1.000 befragten Arbeitnehmer*innen an, dass sie eine Kündigung in Betracht ziehen würden, wenn ihre Chefs ihnen die Flexibilität der Remote-Arbeit nicht gewähren würden.
Wir wissen zwar noch nicht viel über die Zukunft der Arbeitswelt, aber eines ist ganz klar: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter*innen eingehen und ihnen die nötige Flexibilität bieten, damit sie ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben finden können. Das Wohlbefinden der Belegschaft steht an erster Stelle. Angesichts der drohenden Massenkündigungen könnten Unternehmen, die sich nicht auf die Flexibilität der Beschäftigten einlassen, Schwierigkeiten bekommen, wenn die Zukunft der Arbeitswelt an ihnen vorbeizieht.
Bradley Little ist Autor und Videoproduzent und lebt in New York City.
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